Brainstorming: Kreativmethode zur Ideenfindung

Zuletzt aktualisiert: 12.01.2024

Was ist Brainstorming?

Brainstorming zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Kreativitätstechniken für Gruppen. In der Praxis werden viele Varianten von Brainstorming eingesetzt, daher kann man auch von Brainstorming als Gruppe von ähnlichen Kreativitätstechniken bezeichnen. Oft wird der Begriff „Brainstorming“ auch für Ideenfindung an sich verwendet.

Beim klassischen Brainstorming interagieren Teammitglieder miteinander, um spontane und ungefilterte Ideen für eine gegebene Fragestellung zu generieren. Von Brainstorming wird erwartet, dass mehr und bessere Ideen in der Gruppe entstehen als durch Einzelpersonen.

Der US-amerikanische Werbeexperte Alex Fackney Osborn (1888 – 1966) gilt als der Erfinder des eigentlichen Brainstormings (und Creative Problem Solvings), das er in verschiedenen Büchern in den 1940er Jahren veröffentlichte. Osborn entwickelte Brainstorming weil er frustriert war, dass es seinen Mitarbeitenden so schwer fiel, alleine originelle Ideen für Werbekampagnen zu entwickeln. Er begann, Gruppensitzungen zu organisieren, in denen die Teilnehmenden zwei Leitprinzipien befolgen sollten:

  1. Stelle die Ideenbewertung vorerst zurück („Defer judgment“)
  2. Ziele auf eine hohe Anzahl („Reach for quantity“)

Osborn beobachtete, dass die Teilnehmenden durch diesen Ansatz (1.) mehr und (2.) bessere Ideen generierten. Charles Hutchison Clark hat diese Kreativitätstechnik weiterentwickelt.

Ursprünglich nannte Osborn die Methode „Organisierte Ideengenerierung“. Teilnehmende begannen jedoch von „brainstorm sessions“ zu sprechen – in Anlehnung an die Vorstellung, dass man bei dieser Kreativitätstechnik das Gehirn nutzt, um ein Problem zu „stürmen“ (engl. „using the brain to storm a problem“). Wörtlich übersetzt heißt Brainstorming deutsch tatsächlich „Gehirnsturm“. Begriffe wie „Ideensitzung“ oder „Denkrunde“ klingen sind jedoch etwas eleganter, wobei „Brainstorming“ auch im deutschen Sprachraum die am weitesten verbreitete Bezeichnung ist.

Was sind Probleme von Brainstorming?

Auch wenn Brainstorming zu den populärsten Kreativitätstechniken zählt, gelingt die erfolgreiche Durchführung in der Praxis nicht immer. Folgende Schwierigkeiten treten in der Praxis oft auf:

  • Die entstehenden Ideen sind nicht besonders originell, sondern sehr naheliegend
  • Einige, wenige Gruppenmitglieder dominieren die Gruppeninteraktion
  • Teilnehmende äußern iher Ideen nur sehr zögerlich

An Stelle von vielen spontanen Ideen, die in die Runde geworfen werden, herrscht bedrückende Stille.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde Brainstorming und Einflussfaktoren für den Erfolg von Brainstorming-Sitzungen intensiv untersucht.

Wie lautet die Definition von Brainstorming?

Brainstorming ist eine Kreativitätstechnik, bei der mehrere Personen nach bestimmten Regeln in einer Gruppe Ideen hervorbringen und sammeln.

Brainstorming ist zwar bekannt, trotzdem wird es häufig ineffektiv umgesetzt. Zwei Faktoren sind wichtig für erfolgreiches Brainstorming:

  1. Vorgehen in drei strikt getrennten Phasen: Einleitung, Ideenfindung und Bewertung
  2. Einhaltung der vier Grundregeln für die Ideenfindungsphase

Warum

Anwendungsgebiete

Brainstorming eignet sich besonders in folgenden Situationen:

  • Schnelles Erzeugen und Sammeln von Ideen (einzeln oder in der Gruppe) ist erforderlich
  • Viele grundverschiedene Lösungen und Ideen sind erwünscht
  • Die Gruppe soll Informationen und Ideen schnell austauschen und sammeln

Wann ist Brainstorming eher ungeeignet?

Brainstorming eignet sich in den folgenden Situationen eher nicht:

  • Das Problem ist komplex und sehr erklärungsbedürftig
  • Das Problem ist hochspezifisch, aber die Teilnehmenden haben kein entsprechendes Spezialwissen
  • Die Gruppendynamik verhindert den kreativ-konstruktiven Ablauf (siehe unten)

Voraussetzungen

Für das gemeinsame Brainstormen benötigen Sie:

  • Moderator und/oder Protokollant
    Der Moderator ist für die Einhaltung der Spielregeln verantwortlich. Der Protokollant hält die erzeugten Ideen in geeigneter Weise fest (z.B. MindMap)
  • Gruppe von ca. 4-10 Teilnehmenden
    Die Teilnehmenden erzeugen die Ideen. Die beteiligte Gruppe sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein. Eine zu kleine Gruppe erzeugt weniger Ideen. Eine zu große Gruppe kann aufgrund der Gruppendynamik das Brainstorming stören. In großen Gruppen kommt es schneller zu Nebendialogen unter den Teilnehmern. Dadurch entstehen Unruhe und Ablenkung.
  • Tafel, Beamer, Flipchart oder ähnliches
    Die gesammelten Einfälle sollten für alle sichtbar festgehalten werden. So inspirieren die Teilnehmer sich gegenseitig.

Brainstorming: Ablauf und Vorgehen

Wie klappt es mit dem „brainstormen“? Der Moderator hat bei einem Brainstorming eine wichtige und kritische Funktion. Er darf sich selbst nicht einmischen, muss aber gleichermaßen für eine offene Atmosphäre und Einhaltung der Regeln sorgen. Eine Brainstorming-Sitzung könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Der Moderator beschreibt die Ausgangsfrage oder das Ausgangsproblem. Beispiel: „Heute suchen wir nach Möglichkeiten, wie wir unsere Kundenzufriedenheit verbessern können.“
  2. Anschließend erklärt der Moderator die Brainstorming-Regeln und das Vorgehen in zwei Phasen: zuerst werden Ideen gesammelt, ohne zu bewerten. Erst anschließend erfolgt die Ideen-Bewertung. Die Teilnehmenden sollten sich nun für 5 Minuten jeweils eigene Gedanken machen und über Vorschläge nachdenken. Dies verhindert, dass in der eigentlichen Ideenfindungsphase die ersten Vorschläge dominieren und die Teilnehmer zu stark beeinflussen und eingrenzen.
  3. Ideenfindungsphase (ca. 20 Minuten): Die Teilnehmenden dürfen jetzt spontan Vorschläge und Ideen äußern. Der Protokollant notiert die Meldungen so, dass sie für alle sichtbar sind. Hier geht es in erster Linie darum, viele Ideen zu sammeln.
    Beispiel: „Gutscheine“, „Fragebögen“, „Geschenke“, „Qualitätssicherung“, …
  4. Der Moderator sorgt für die Einhaltung der Regeln und hält sich selbst zurück.
  5. Nach einer festgelegten Zeit erfolgt ein klarer Schnitt durch eine Ansage und Pause. Jetzt werden keine Ideen mehr erzeugt. Es geht jetzt um die Beurteilung der gesammelten Vorschläge.
  6. Bewertungsphase (ca. 30 Minuten): Die Teilnehmenden beginnen erst jetzt mit der Bewertung ihrer Vorschläge. Erst jetzt geht es darum, die Qualität der Vorschläge zu beurteilen. Wichtig ist dabei, dass die Teilnehmenden sachlich bleiben und über den Vorschlag diskutieren – nicht über den Vorschlagenden. Eine Möglichkeit, Vorschläge zu bewerten, ist Punktevergabe. Dabei darf jeder Teilnehmenden eine feste Anzahl von Punkten frei auf alle gesammelten Vorschläge verteilen.
    Beispiel: „Fragebögen sind günstig und kurzfristig umsetzbar!“
  7. Ergebnis: Viele Ideen und Beurteilung dieser Ideen. Im besten Fall liegt nun schon eine Lösung für die Ausgangsfrage vor. Vielleicht müssen einige Vorschläge aber noch ausgearbeitet werden.

Die 4 Grundregeln beim Brainstorming

Die folgenden vier Grundregeln gelten für die erste bzw. Ideenfindungsphase. Das Ziel dieser Regeln ist es, eine offene, vertrauensvolle und konstruktive Atmosphäre zu schaffen.

Die Brainstorming-Regeln lauten im Einzelnen:

  1. Keine Kritik! In der Ideenfindungsphase werden Vorschläge nicht bewertet. Im Vordergrund steht das Sammeln von Ideen. In der Ideenfindungsphase geht es darum, Ideen ohne Blockaden und gedankliche Grenzen zu produzieren. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ungewöhnliche Ideen entstehen.
  2. „Verrückte“ Ideen sind erwünscht! Ideen zu entwickeln ist schwieriger, als sie zu verwerfen. Unkonventionelle Ideen können darüber hinaus als Inspiration dienen.
  3. Quantität vor Qualität! Die Teilnehmenden sollen sich vollends der Ideenproduktion widmen. Die Bewertung der Vorschläge zu diesem Zeitpunkt verschwendet kognitive Ressourcen. Viel bringt viel: Je mehr Versuche zur Ideenfindung unternommen werden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine großartige Idee darunter ist.
  4. Lassen Sie sich inspirieren! Fremde und ungewöhnliche Vorschläge erzeugen in Ihnen Assoziationen und weitere Einfälle. Kombinieren, erweitern und verändern Sie Vorschläge zu neuen Ansätzen.

Brainstorming moderieren – Tipps

Ein effektives Brainstorming durchzuführen ist eine Herausforderung, die eine(n) gute(n) Moderatoren/Moderatorin erfordert. Teilnehmende tendieren schnell dazu, reine Ideengenerierung und -bewertung zu vermischen. Studien zu Brainstormings zeigen jedoch wieder und wieder, dass dadurch weniger und weniger originelle Ideen entstehen. Gute Moderation hilft, das Brainstormen in der Gruppe deutlich zu verbessern.

Zu den wichtigsten Tipps für die Moderation eines Brainstormings zählen:

  • Ausgangsfrage klären: Ist die Fragestellung einerseits klar genug und andererseits offen genug?
  • Klärung des Methodenwissens: Ist den Teilnehmenden die Trennung zwischen Ideenfindungsphase und Ideenbewertungsphase bewusst?
  • Klärung der Agenda: Ist allen Teilnehmenden klar, wie das Brainstorming strukturiert ist?
  • Klärung der Ergebnissicherung: Wie werden die Ergebnisse des Brainstormings dokumentiert?
  • Wiederholte Motivierung: Loben Sie einzelne Beiträge der Teilnehmenden und regen Sie sie wiederholt zu Offenheit, „wilden“ Gedanken und mehr Beiträgen an
  • Wenn die Ideengenerierung ins Stocken gerät: Führen Sie vorübergehende Einschränkungen ein. Fragen Sie z.B. „Wie könnte eine Lösung aussehen, die besonders günstig ist?“, „Wie könnte eine Lösung aussehen, die sofort morgen umgesetzt werden kann?“

Variante: ABC Brainstorming

ABC-Brainstorming ist eine Brainstorming-Variante, deren Name sich aus ihren drei Schritten ableitet: „A“ für Assoziationen, „B“ für Begriffe und „C“ für Kombinationen:

  1. Assoziationen (A): In diesem Schritt sammelt man spontane Assoziationen zu einem bestimmten Thema. Es geht darum, alles, was einem in den Sinn kommt, aufzuschreiben, ohne es zu bewerten.
  2. Begriffe (B): Nachdem Assoziationen gesammelt wurden, wählt man Schlüsselbegriffe aus und erstellt eine Liste. Diese Begriffe dienen als Basis für die nächste Phase.
  3. Kombinationen (C): Hier kombiniert man die ausgewählten Begriffe, um neue Ideen oder Lösungsansätze zu entwickeln. Man versucht, kreative Verbindungen zwischen den Begriffen herzustellen.

Der Prozess hilft, den Denkprozess zu strukturieren und ermöglicht es, innovative Ideen zu entwickeln, die aus der Verknüpfung verschiedener Konzepte entstehen. ABC-Brainstorming eignet sich gut für Gruppenaktivitäten, da es unterschiedliche Perspektiven einbezieht.

Zusammenfassung

Brainstorming ist eine Methode zur Ideenfindung, mit der in kurzer Zeit viele Ideen erzeugt werden können. Eine Brainstorming-Sitzung besteht aus drei klar abgetrennten Phasen. Die erste Phase dient der Einleitung: Die Teilnehmenden sollen sich mit der Fragestellung und dem Brainstorming-Vorgehen vertraut machen. In der zweiten Phase geht es darum, möglichst viele Ideen unabhängig von deren Qualität zu erzeugen. Hier ist die Einhaltung der vier Grundregeln sehr wichtig. Nach einem klaren Schnitt folgt die dritte Phase. Erst hier erfolgt eine sachliche Diskussion und Beurteilung der gesammelten Vorschläge.

Eine effektive Alternative zum Brainstorming, die dabei hilft, die klare Trennung zwischen Ideengenerierung und -bewertung vorzunehmen, ist die 6-3-5-Methode.